Text von Artur Kulak:
Ulrike Waninger
Ausstellung Frauen Forum, Rumfordstraße 25, 80469 München
„Ich nähte einst ein Röckchen mit großen Taschen – Wandobjekte und Zeichnungen“
In dieser Ausstellung präsentiert eine außergewöhnliche Frau nach einem Design-Studium an der FH Münster und dem Diplom mit Auszeichnung im Bereich Freie Zeichnung nach wechselvollen Jahren in verschiedenen Berufen einen Querschnitt ihres künstlerischen Schaffens.
Es wird oft vergessen, dass bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts Frauen der Zugang zu den Kunstakademien verwehrt war und sie Privatunterricht nehmen mussten, um eine künstlerische Ausbildung zu erlangen.
Gabriele Münter als Lebensgefährtin des übermächtigen Wassilij Kandinsky zeigt beispielhaft, wie schwer es Frauen hatten, sich mit einem eigenständigen Werk zu emanzipieren. Selbst heute ist Kunstausübung noch weitgehend eine Männerdomäne.
Für die Künstlerin Waninger ist das Ausüben von Kunst wichtig, um geistig unabhängig zu sein und das zu tun, was zu einem ausgeglichenen und freien künstlerischen Leben gehört.
Farbe, Form und Stil werden von ihr nicht gebetsmühlenartig wiederholt, sondern ändern sich im Lauf der Jahre und wechseln je nach Situation und Stimmung. Und was dabei besonders auffällt, ist ihr Mut, nicht alle marktspezifischen Gepflogenheiten heutigen Kunstschaffens zu beachten.
Hier einige Beispiele, wie sich Künstler im Markt behaupten:
Den Pop-Artisten Andy Warhol erkennt man sofort an seinen farbenfrohen Marilyns und Suppendosen, das Markenzeichen von Georg Baselitzist ist das Auf-den-Kopf-stellen seiner Motive, das von Günther Uecker sind die Nagelbilder und das von A.R. Penck die Strichmännchen. Erinnern möchte ich auch an die stark farbigen Spiralbilder von Friedensreich Hundertwasser und das Dogma von Joseph Beuys, jeder Mensch sei ein Künstler. Hundertwasser wurde über Nacht auch dadurch bekannt und „berühmt“, weil er bei seiner ersten Vernissage in München vor versammelter Presse sich splitternackt präsentierte.
Durch diese immer und immer wieder wiederholte Malweise und entsprechende Marketingkonzepte und Auftritte in der Öffentlichkeit, haben sich diese Künstler, wie in unserer heutigen Warenwelt üblich, selbst zu Markenzeichen stilisiert.
Über die Mehrheit aller anderen Künstler, einschließlich der Absolventen unserer Kunstakademien, erfährt man dagegen wenig. Wie und wovon sie leben, kann man nur vermuten – viele von ihrer Muse, viele aber auch als Taxifahrer. Künstler sein, ist einer der schwersten Berufe der Welt! Man soll genial sein als Künstler, gleichzeitig ein ausgebuffter Marketing-Experte und Selbstdarsteller.
Aber wer kann das schon? All das tangiert Ulrike Waninger nicht, weil sie selbstsicher in sich ruht. Sie ist unabhängig, weil für sie Kunst ein Lebensmittel ist, ein wichtiger Teil ihres Lebens. Ich beobachte den Kunstmarkt seit Jahrzehnten, mir sind aber seit den siebziger Jahren keine so wunderschönen Zeichnungen und sensiblen farbigen Arbeiten wie die dieser Künstlerin aufgefallen – unbeeindruckt von uniformen Marktzwängen.
Für Ulrike Waninger bedeutet Kunst noch sehr viel mehr: Kunst handelt von Menschen, von Ideen und von Schönheit, sie ist Inspiration für Kommunikation und Erfindung. Kunst ist wie ein guter Freund: sie tröstet, wenn es einem schlecht geht, sie richtet auf, sie ermutigt, sie warnt aber auch, wenn man übermütig wird.
Diese Frau wird nie richtig alt werden, denn sie ist neugierig, heiter, offen für alles Neue und sehr kommunikativ.
Mit Kunst zu leben ist ein großes Glück, sagte der Kunstsammler Frieder Burda. Und weil man leben muss, macht man sich das Leben auch schön und interessant. All das finden Sie hier vor.
Artur Kulak
Freier Kunstberater, München