Zu den Arbeiten
Zu Mondmaske
Etappen eines Prozesses:
ich schlendere über einen Trödelmarkt … sauge wohltuende Eindrücke in mich auf – voll von gefühlter Erinnerung … entdecke zwischen all dem Kram Altbekanntes vom Bauernhaus und hier und da malerische Motive … dann da! – in einer Ecke – schon im Papierkorb deponiert – eine alte bröckelnde Theatermaske mit Rissen in der runzeligen Kautschukhaut – eine Mondmaske …
… ich stopfe die Maske mit alten Zeitungen aus … will sehen, wie sie einst ungefähr wirkte … da zeigt sich unvermittelt der Schriftzug der Süddeutschen in der aufgeplatzten Stirn … perfekt! … das ist es! wird mir schnell klar … die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Gazetten steht der Maske buchstäblich ins Gesicht geschrieben!
… ich beginne … skizziere mit lockeren Strichen das Objekt auf der Fläche … und konzentrier mich auf das Auge der Maske … lasse sich auf der Fläche entwickeln, was begriffen werden will … modelliere diese lochige Höhle … Falten … Flächiges mit Rissen … bis das Auge in seiner gespenstischen Strahlkraft erscheint … und weiter – ich kritzele – nehme die porigen Strukturen dieser verkrumpelten Nase ins Visier … umschreibe – überarbeite sie – noch mal und noch mal – bis es passt … das Gesicht nimmt Gestalt an …
… schemenhaft fügen sich nun andere zerknüllte Zeitungen in die umgebende Fläche … welche auch immer – sie alle haben eines gemeinsam: Die herrschenden Gedanken sind immer die Gedanken der Herrschenden. … war es Fügung, dass mir dieser Satz von Karl Marx kürzlich in die Hände fiel … ? …
… wie bestimmend, wie manipulativ mag der Mainstream heute sein … ? …
ich spüre meine Wut, meine Ohnmacht, und ahne etwas von Mittäterschaft, von Mitschuld an den bestehenden Verhältnissen dieser Welt … was genau? … will ich es wirklich wissen? … und wenn – würde ich es so offen bekennen wollen … ? … durch die Maske sagt sich vieles leichter … nur – was immer da spürbar wird … das bin doch ich selbst!
… denn – schaue nicht ich mit den Augen der ‘Mondmaske’?! … wer wenn nicht ich blicke da ins Leere?! … wer wenn nicht ich selbst zweifle am Mainstream?! … wer wenn nicht ich selber frage da indirekt: Wer ist verantwortlich? Wer das nächste Opfer? Was geschieht da – in wessen Auftrag – mit welchem Ziel? … ! …
… dumpfe Stimmungswolken umgeben mich … diese Themen sind eine Gratwanderung am Rande des Wahnsinns … … …
Zu O.T. 1
Mein Blick auf die Welt ist ernster geworden … meine Motive lassen sich nicht mehr wahllos kombinieren … ich muss sie in Beziehung zu einander stellen – bis unverkennbar Assoziationen aufkommen können … Mais – das Symbol der Intensivlandwirtschaft und der Chemiekeule!
Zu O.T. 2
Exaktheit und Detailgenauigkeit setze ich gegen all das Chaos … bis sich Striche und Linien doch verselbständigen und dann in grafisches Gekritzel münden … die Zeichnung durchpflügen … so wie man Pläne durchkreuzt oder Falsches wegstreicht …
Zu O.T. 3
Die gezielte Zuordnung meiner Motive zueinander – eine Klageformel? … ein stiller Schrei? … oder einfach nur verworrene Zusammenhänge? … was immer es im Auge des Betrachters auch sei … als Realität einer individuellen Perspektive hat jede Interpretation ihre Berechtigung …